Gottesdienst-Texte

Gottesdienst am Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres, 10. November 2024

Der Frieden Gottes erfülle unsere Herzen und Häuser und breite sich aus in aller Welt. Amen. 
 
Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen, heißt es im Matthäusevangelium Kapitel 5, dem Wochenspruch für diesen drittletzten Sonntag des Kirchenjahres.
 
Gott nimmt uns als seine Kinder an. 
Und als solche grüße ich alle ganz herzlich. 
Gott schenkt uns seine Liebe. 
Er will, dass Frieden um uns ist. Und auch wir sollen einander Liebe schenken und Frieden halten. 
Wir alle sind eine große Familie durch Gott. 
Wir gehören zu ihm und zu Jesus. 
Das dürfen wir uns sagen lassen. 


Frieden sei mit euch von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. 
 
Liebe Gemeinde,
 
Wie wird das Leben gut?
 
Mit dieser Frage haben sich unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden am letzten Freitag befasst. Was brauche ich eigentlich, damit ich zuversichtlich nach vorn blicken kann? Was wünsche ich für mich? Und wie sollte es in Schwierigkeiten sein – wir wissen, dass es die immer wieder gibt. 
 
Jesus hat uns gezeigt und auch gesagt, wie es gehen kann. „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“, hat er uns aufgetragen. Wir sollen uns gegenseitig unterstützen und helfen. Und wenn jemand in Not ist, dann ist es gut, wenn andere sich kümmern.  Dazu hat Jesus uns Beispiele gegeben. So hat er etwa von einem Samariter erzählt, der für einen Menschen da war, der von Räubern überfallen worden war.   
 
Ein gutes Leben – das wünschen wir uns. Aber oft ist es nicht so. Das haben Menschen zu allen Zeiten durch die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg so erfahren. „Es müsste anders sein!“, haben sie gedacht. Gerechter und besser sollte es sein, damit alle Menschen sicher und glücklich leben. 
 
Das ist auch die Vorstellung des Propheten Micha. Er lebte ein paar Jahrhunderte vor Jesu Geburt. In seiner Umgebung sah er manches, was ihm missfiel: Soziale Ungerechtigkeiten, Machtmissbrauch, Rechtsbeugung und Korruption. Eine reiche Oberschicht bereicherte sich am Besitz der armen Bevölkerung. Die Landwirte wurden unterdrückt, ihre Länder und Häuser der Obrigkeit zugesprochen. Ihre Einnahmen kamen dem Staat zugute. Schon damals: Staatliche Enteignung. Bodenreform. Nicht Gottes Gebote standen im Mittelpunkt, sondern Reichtum und Gewinn. Es ist erstaunlich, welche Parallele es zur heutigen Zeit gibt.
 
Micha kritisierte das Unrecht. Vor allem aber gab er die Hoffnung nicht auf. Er sah eine Welt vor sich, in der die Menschen gleichberechtigt leben und das Recht geachtet wird. Eine Welt, in der Krieg und Gewalt enden und in der es keine Waffen mehr gibt. Eine Welt, in der niemand über den anderen regiert und in der Frieden herrscht. Und alle Völker kommen zusammen, denn sie glauben alle an den einen Gott. 
 Ich lese dazu einen Abschnitt aus dem Buch des Propheten Micha, Kapitel 4:
 
Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht felsenfest. Er ist der höchste Berg und überragt alle Hügel. Dann werden die Völker zu ihm strömen. Viele Völker machen sich auf den Weg und sagen: „Auf, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns seine Wege weisen. Dann können wir seinen Pfaden folgend.“ Denn vom Berg Zion kommt Weisung.  Das Wort des Herrn geht von Jerusalem aus. Er schlichtet Streit zwischen vielen Völkern. Er sorgt für das Recht unter mächtigen Staaten, bis hin in die fernsten Länder. Dann werden sie Pflugscharen schmieden aus den Klingen ihrer Schwerter. Und sie werden Winzermesser herstellen aus den Eisenspitzen ihrer Lanzen. Dann wird es kein einziges Volk mehr geben, das sein Schwert gegen ein anderes richtet. Niemand wir mehr für den Krieg ausgebildet. 

Jeder wird unter seinem Weinstock sitzen und unter seinem Feigenbaum. Niemand wird ihren Frieden stören. Denn der Herr Zebaot hat es so bestimmt. Noch rufen viele Völker, jedes zu seinem eigenen Gott. Wir aber leben schon heute im Namen des Herrn, unseres Gottes, für immer und alle Zeit.
Dann wird der Herr König über sie sein. Er wird auf dem Berg Zion regieren von heute an bis in alle Zukunft. 
 
In der Welt des Friedens werden Schwerter zu Pflugscharen gemacht. Der Prophet Micha verwendet ein starkes Bild. Kriegsgerät braucht man nicht mehr. Und so wird es in eine friedliche Nutzung überführt. Vor 65 Jahren schuf der sowjetische Bildhauer und Künstler Jewgeni Wutschetitsch ein eindrückliches Denkmal aus Bronze, das vor dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York steht. Es zeigt genau dies: Ein muskulöser Mann formt durch kräftige Hammerschläge Pflugschare aus einem riesigen Schwert. Zitat und Bild wurden in den 80er Jahren das Symbol der nichtstaatlichen Friedensbewegung in der DDR. Später erwuchsen daraus die Montagsdemonstrationen und Friedensgebete. Schließlich führte es zur Öffnung der Grenze, die Deutschland trennte. Gestern lag dieser Tag genau 35 Jahre zurück.
 
Auch andere Menschen leben diese Hoffnung und träumen diesen Traum. „I have a dream“, hat Martin Luther King gesagt und mit starken Worten von einer gerechten Welt gesprochen, in der alle Gegensätze überwunden sind. Und auch der Bildhauer und Künstler Nikola Macura aus Serbien setzt Zeichen für Aufbau und gegen Zerstörung. Er stammt aus einer Gegend, die mehrfach schon vom Krieg heimgesucht worden ist. Als Kind sah er viele Flüchtlinge. Überall lagen alte Waffen herum. Seine Großmutter pflanzte Blumen in alte Granathülsen. Das hat ihn beeindruckt. Nun sammelt er selbst altes Kriegsgerät, das massenhaft auf den Schrottplätzen dort lagert. Einst zum Zerstören gebaut, gibt er ihnen eine neue Bestimmung: Er baut Instrumente daraus. So entstand aus einem Sturmgewehr und einem Stahlhelm eine Gitarre. Aus einem Kanister und einem Handgranatwerfer machte Nikola Macura ein Cello. Aus einem Verbandskasten mit einem Sturmgewehrmagazin kreierte er eine Geige. Und aus einem Handraketenwerfer und einem Stahlhelm entstand ein klarinettenähnliches Instrument. Und auch einen Veteranen hat er schon gefunden, der eine seiner Gitarre spielt und dann ist alles nur noch Klang. Einmal würde Nikola Macura gern mit einem ganzen Orchester mit solchen Instrumenten durch Europa ziehen unter dem Motto: „Make music not war – macht Musik statt Krieg.“
 
Die Vision von einer menschenfreundlichen Welt hat Menschen schon immer bewegt und tut es bis heute. Sie lassen sich nicht hängen, sondern setzen sich nach Kräften für Verbesserungen ein. Wir können davon lernen. 
 
Wie wird das Leben gut?
Wenn wir zu Gott kommen und uns von seinem Willen leiten lassen. Wir wollen daran festhalten. 
 Wenn wir nach Gottes Gebot leben und füreinander da sind. Wenn wir gut aufeinander achten, uns gegenseitig zuhören, uns umeinander kümmern. Miteinander singen und spielen ist eine gute Möglichkeit. Es fördert Gemeinschaft. 
 
Gottes Liebe gilt dir und mir. Sie gilt sie gilt Malia (Mathilda). Sie gilt den Menschen in unserem Ort, im ganzen Land und überall auf der Welt. Gott hat es versprochen. Als Zeichen hat er Jesus in die Welt gesandt. Er will, dass allen Menschen geholfen wird. Davon sollen wir weitergeben. Und etwas von Gottes Liebe scheint durch. Bei Gott ist es gut. Schon jetzt. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Angelika Breymann

Gottesdienst zur Goldenen Konfirmation, 27. Oktober 2024

Der Frieden Gottes sei mitten unter uns. Amen.
In Gottes Namen feiern wir diesen Gottesdienst.
Wir singen, beten, hören auf Gottes Wort und sind eingeladen an seinen Tisch. 
 An Ihr Konfirmationsjubiläum wollen wir denken, liebe Goldene Konfirmandinnen und Konfirmanden. Wie damals
 in den Jahren 1970, 71, 72, 73 oder 74 sind wir eingezogen in diese Kirche. Manches hat sich verändert. Einer aber bleibt wie er ist. Das ist Gott. Er will uns halten und stärken. Durch all die Jahre unseres Lebens will er uns begleiten- trotz all dem, was so in einem Menschenleben und in der Welt passiert. Dafür können wir dankbar sein.
Wir sollen uns an ihn halten. 
Der Prophet Micha sagt: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. 
Herzlich willkommen hier heute zum Gottesdienst. 

Gnade sei mit euch von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. 
 
Liebe Goldene Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde,

50 Jahre, das ist schon eine geraume Zeit. So lange liegt ihre Konfirmation, liebe Jubilare, zurück – bei einigen sind es sogar noch ein paar Jahre mehr. Und nun sind Sie wieder hier als besondere Gäste. Gemeinsam blicken wir zurück. Was ist alles gewesen in den letzten Jahren und Jahrzehnten? Wir weiten unseren Blick auch nach vorn. Was können wir erhoffen? Beim Glauben an Gott geht es ja um nicht mehr und nicht weniger als den Halt im eigenen Leben, um das Fundament, das uns trägt, um die Basis, auf der alles aufbaut, um das, was uns – bei all den Unsicherheiten, die wir so erfahren – die nötige Stabilität gibt und die Kraft zum Durchhalten und Weitermachen. Der eigene Konfirmationsspruch – ich vermute, damals schon selbst gewählt – kann so etwas sein, an dem man sich orientiert. Möglicherweise war es bei manchem so. 

Sicher hat Martin Welz, erster Pastor dieser Gemeinde und damals noch jung, richtig Schwung in diese Gemeinde gebracht. Man konnte sich ungezwungen treffen und locker miteinander umgehen. Ich kann mir vorstellen, dass es so etwas wie Aufbruchstimmung gab. Es war auch die Zeit der großen Zeltlager hier. Und überall in der Kirche kamen vermehrt neue geistliche Lieder auf. „Danke“ oder „Komm, sag es allen weiter“ sind bis heute beliebt. 

Mit 14 Jahren hat man manche Wünsche und Träume. Das wird auch damals so gewesen sein. Es ist ein Lebensalter, in dem vieles möglich, aber eben auch offen ist, in dem man eigene Vorstellungen entwickelt und doch oft unsicher ist. Man lässt sich gern begeistern. Aber man weiß eben manches Mal auch nicht, wie alles so wird. Man sucht und fragt. Man grenzt sich ab, aber schaut zugleich nach Vorbildern im eigenen Umfeld oder auch darüber hinaus. Man übernimmt dann bestimmte Redeweisen oder einen gewissen Habitus.  

Vielleicht hat sich der eine oder die andere damals für Sport interessiert. Ein paar richtige Highlights gab es in der Zeit damals vor rund 50 Jahren auf jeden Fall. 1972 war die Olympiade in München. Heide Rosendahl gewann Gold im Weitsprung. Leider wurden die Spiele überschattet von dem schlimmen Attentat auf die israelische Mannschaft. 
 1974 war dann die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land. Die Nationalmannschaft holte den Titel. Bei uns zu Hause wurden die Spiele im Fernsehen verfolgt. Ich vermute, dass es auch hier in vielen Familien so war.  

Jede Generation hat auch ihre eigene Musik. Handy und Spotify gab es noch nicht, aber Singles und Radio. Vielleicht wurde Deep Purple gehört oder die Chansons von Reinhard Mey wie das Lied „Über den Wolken“ aus jener Zeit. Die schwedische Popgruppe ABBA wurde populär. 1974 gewann sie den Eurovision Song Contest, wie es heute heißt. 

Das Apollo-Raumfahrt-Programm fiel in die damalige Zeit. Es gab die erste Ölkrise, deswegen waren ein paar Sonntage autofrei, das war 1973. Und in öffentlichen Gebäuden hingen Fahndungsplakate der RAF.  Es war nicht alles nur gut, das spürte man damals schon. 

Ein paar Jahre später ging es dann in den Beruf. Auch das war nicht leicht für die Jahrgänge, die man heute die „Boomer“ nennt. Das alles hat Sie und euch, liebe Goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden geprägt.  

Und nun blicken wir auf all diese Jahre und Jahrzehnte zurück. Glückliches und Schmerzliches war dabei. Manches ist so geworden, wie man es sich vorgestellt hat, zumindest so ähnlich. Im Rückblick kann man darüber nur staunen und dankbar sein. Aber nicht alles hat sich erfüllt. Einiges wurde ganz anders als gedacht. Und von manchem Vorhaben oder Traum hat man sich ganz verabschieden müssen. Es gab auch Verletzungen oder Enttäuschungen, manchen Abschied und Trauer. 

Die Lebenswege werden unterschiedlich gewesen sein. Und doch können wir uns fragen: Wie sind wir eigentlich durch alles hindurchgekommen? Was hat uns getragen. Und was würden wir – wenn uns die jüngere Generation fragt – davon weitergeben? Ja, was macht es aus, eine Christin oder ein Christ zu sein?

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, heißt es im 1. Korintherbrief Kapitel 16. Dieser Vers ist die Jahreslosung für dieses Jahr 2024. Ich nehme ihn für den heutigen Tag auf. Er kann, wie ich meine, eine gute Leitlinie sein. Liebe soll unser Verhalten prägen, den Umgang mit anderen, auch mit uns selbst und im Gegenüber zu Gott. 

Aber die Liebe muss dabei nicht zuerst von uns selbst ausgehen. Am Anfang steht nicht unsere Verpflichtung zu irgendetwas, sondern das ganz große „Ja“ von Gott. Es geht nicht um Verdienst, sondern dass da einer zu uns hält. Zuerst bekennt Gott sich zu uns als seine geliebten Kinder. Mit unserem Reden und Tun antworten wir dann darauf. 

Wir wissen ja selbst und haben es in unterschiedlicher Weise erfahren: Wir sind nicht perfekt. Jede und jeder kennt die eigenen Schwächen. Gott aber nimmt uns an. Er schenkt uns sein Erbarmen. Wir können jeden Tag neu mit ihm beginnen. Er freut sich mit uns über alles Glück. Und im Schweren steht er uns zur Seite. Er trägt mit und gibt neue Kraft – uns und unseren Mitmenschen auch. Wenn wir in der Nachfolge Jesu leben, dann orientieren wir uns an ihm. 

Freundlich und großzügig sollen wir den Mitmenschen gegenübertreten. Dazu gehört auch, Fehler zu verzeihen, bereit sein, auf den anderen zuzugehen, und auszugleichen -  und sich selbst dabei nicht so ernst zu nehmen. Der Umgang mit anderen ist nicht immer leicht. Mitunter brauchen wir einen langen Atem und viel Geduld. Aber wir sollen Menschen immer wieder eine Chance geben – wie die Tür für uns bei Gott immer wieder offen ist. Und bei allem sollen wir einander mit Liebe begegnen – mit der Liebe, die Jesus selbst uns entgegenbringt. Aus seiner Liebe sollen wir die Herausforderungen angehen, die das Leben bringt, und die Aufgaben annehmen, die uns als Mensch und als Gesellschaft gestellt sind. Wobei unser Verhalten nicht aufgesetzt sein soll, sondern von Herzen kommen. Was wir denken, sagen, tun, sollen wir an Gottes Wort und dem Vorbild Jesu prüfen. 

Wir mögen mit den Jahren gelassener geworden sein. Vielleicht auch großzügiger. Der „Sturm und Drang“ der jüngeren Jahre hat sich gelegt. Vielleicht wurden wir auch – im positiven Sinne – radikaler, weil wir gelernt haben, mehr zu uns selbst zu stehen und uns nicht mehr so sehr von außen beeinflussen zu lassen. Gottes Wort kann Halt dazu geben. Man muss nicht mehr jeden Trend mitmachen. Man weiß besser einzuschätzen, was wirklich zählt. Wir haben einen Gott, der uns liebt und hilft. Das gilt uns und allen Menschen. Daher können wir auch anderen so begegnen. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Manchmal ist das Leben komplex. Die einfachen Wahrheiten für unser Reden und Handeln gibt es meist nicht. Jedes Ding hat zwei Seiten, manchmal noch mehr. Es gibt auch den Schatten dabei. Wir kommen nicht daran vorbei. Wir müssen abwägen. Wir kommen an unsere Grenzen. Das merken wir. 

Gott ist dennoch da. Er hält alles mit aus. Mit Jesus hat er uns seine ganze Liebe geschenkt. Dafür ist Jesus geboren. Dafür hat er gelebt. Dafür ist er gestorben und auferstanden. Wir dürfen es getrost glauben. Gott steht uns bei. Er vergibt und verzeiht. Das ist seine unendliche Liebe, in die er uns hineinnimmt und mit der er uns umgibt. Diese Liebe, sie ist schon da. Sie kommt von Gott. Ja, er ist sie selbst.  Und wir können daraus leben. Amen. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Angelika Breymann

Gottesdienst zum Erntedankfest, 6. Oktober 2024

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! 

 
Liebe Gemeinde,

Einen Apfel habe ich mitgebracht. Rotbackig leuchtend lacht er mich an. Glatt und rund liegt er in meiner Hand. Wunderbar, eine solche Frucht zu haben. Wie schön, wenn wir so etwas in unseren Gärten ernten können. Ich freue mich und staune. Und ich danke Gott, dass er uns solchen Segen gibt. 
Veröffentlicht   

 Oben angepinnt 
„DANKE“. Es ist ein kleines Wort. Fünf Buchstaben nur in zwei Silben. Und doch hängt eine Lebenshaltung daran. Danke, das heißt: Es ist nicht selbstverständlich, was ich habe. Und ich habe darauf kein Recht. Ich bekomme es geschenkt. Manchmal völlig unverhofft. Was ich erhalte, ist nicht von mir selbst. 

„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird, denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet“, heißt es im 1. Timotheusbrief Kap 4,4-5. Diese beiden Verse sind uns heute am Erntedanktag zum Bedenken gegeben. 


Da ist von Gottes guter Schöpfung die Rede und vom Dank. Schaut doch einmal hin und seht euch um. Der Apfel hier in meiner Hand ist ja nur ein einziges Beispiel für die Fülle, die die Natur hervorbringt. Und auch die Gaben, die hier aufgebaut sind, Äpfel und Quitte, Kürbis und Mais, sind nur ein kleiner Teil von der reichlichen Vielfalt, die die Erde uns gibt. Die Tiere gehören dazu in ihrer Verschiedenheit und auch der Mensch. Keimen und wachsen, blühen und reifen, es ist ein Wunderwerk. Fein gefügt ist das Zusammenspiel von all den unterschiedlichen Organismen. Faszinierend ist das. Wir können nur staunen. Das Leben ist nicht von uns. Wir können es nur achten. All die vielen verschiedenen Früchte haben nicht wir uns ausgedacht. Aber wir dürfen sie genießen und nutzen. Wenn wir danken, dann sehen wir auf Gott. Er gibt all das, was wir hier vor uns haben, und noch viel mehr. Er vertraut es uns an. Damit sind wir verantwortlich dafür. Wir sollen gut damit umgehen. Die Natur und unsere Nahrung, auch unser Körper, das gehört alles mit dazu. Wie sorglos sind wir doch oft damit! Wenn man unterwegs ist in Feld oder auch im Wald, dann sieht man so viel, das achtlos weggeworfen wird, angefangen beim kleinen Bonbonpapier und den leidigen Kippen. Und auch Lebensmittel werden entsorgt, in Deutschland sind es aufgrund von Überproduktion rund 14 Prozent – das ist rund ein Siebtel –, im Handel, aber auch privat. Das kann uns nicht gleichgültig sein.

Wenn wir heute essen und trinken und es nachher auch in Gemeinschaft genießen – und das dürfen wir getrost -, dann möchte ich auch an die denken, die das alles mit ihrer Arbeit möglich machen – die, die heute Morgen und in den letzten Tagen mitzugepackt haben, alles hier aufgebaut oder geschmückt haben und auch gekocht – aber dann ganz besonders die, die hinter dem allen stehen. Die Landwirte kümmern sich jahraus, jahrein, beackern die Felder oder kümmern sich um das Vieh. Ohne all die, die auf dem Trecker sitzen, die den Mähdrescher fahren oder die in den Ställen wirken, wären die Regale in unseren Supermärkten nicht so gefüllt. Dabei war es im letzten Betriebsjahr nicht leicht. Immer wieder hat es geregnet. Mais oder Zuckerrüben sind im zurückliegenden Herbst erst spät vom Feld gekommen. Der Boden konnte nicht bearbeitet werden, die Saat erst spät ausgebracht. Und auch in diesem Sommer war es mit der Ernte mühevoll. Man merkt, dass sich das Klima ändert. Und so müssen wir, meine ich, uns an Erntedank auch Gedanken machen darüber, wie wir leben und ob wirklich alles, was wir uns erlauben wollen, nötig und nützlich ist. 

Wir haben so viel – und mehr als das. Dabei geht es nicht nur um Essen und Trinken. Wir haben auch ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen. Unsere Kinder besuchen die Schule und können etwas lernen. Wenn wir krank sind, gehen wir zum Arzt. Wir können unsere Meinung sagen. Und nach Herzenslust reisen können wir auch. Seit fast 80 Jahren haben wir Frieden im Land. Wir wissen, dass das überhaupt nicht selbstverständlich ist. Auch bei uns ist nicht alles perfekt und wir müssen uns kümmern um das, was im Ungleichgewicht ist. Und doch können wir nur still werden, wenn wir an die Situation in anderen Ländern denken. Ich möchte die Menschen in all ihrem Leid nicht vergessen an einem solchen Tag. 

Gewiss, unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Aber ein mitfühlendes Herz können wir uns bewahren, können die Hände falten und beten, wir können uns – jede und jeder am eigenen Ort – einsetzen für Anteilnahme und Freundlichkeit, für Gerechtigkeit und Toleranz. Wenn jemand uns begegnet, der in Not ist, können wir uns um ihn bemühen. Hilfsorganisationen können wir unterstützen. Und wenn uns Gutes widerfährt, dann können wir einfach nur dankbar. Ja, wir können sogar den Blick dafür schärfen und uns jeden Tag – vielleicht am Abend – hinsetzen, ein paar Minuten Zeit nehmen und an all das denken, was wir an Mut Machendem, Aufbauendem erfahren haben, oder es sogar aufschreiben. Und wir können Gott dafür danken. In einer Umgebung, in der uns so vieles zufließt und reichlich verfügbar ist, ist es vielen Menschen nicht mehr bewusst und gehört nicht zur täglichen Glaubenspraxis dazu. Wir aber leben von und aus Gott. Wenn wir uns das immer wieder bewusstmachen, dann verändert es unsere Lebenshaltung und unserem Umgang mit dem, was wir vorfinden, den Mitmenschen oder der Umwelt. Warum es also nicht wieder mehr pflegen und üben, beim Zubettgehen oder vor der Mahlzeit mit einem Gebet?

Alles guten Gaben,
alles, was wir haben,
kommt, o Gott, von dir,
wir danken dir dafür.

Amen.

Angelika Breymann

Gottesdienst zur Visitation, 18. Sonntag nach Trinitatis, 29.09.2024

Gottes große Liebe und sein Frieden seien mitten unter uns. Amen. 
 
„Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder und seine Schwester liebe.“ So heißt es im 1. Johannesbrief Kapitel 4. 
Gott ist die Liebe. Mit dieser Zusage Gottes grüße ich alle unserer Auferstehungskirchengemeinde.
Uns alle will Gott mit seiner unendlichen Liebe beschenken. Und wir sollen davon weitergeben an alle, die uns begegnen. Unseren Kindern sollen wir davon zeigen. Wir nehmen sie hinein in unseren Glauben an Gott und an Jesus. Sie sollen die ganze Güte Gottes und Jesu Freundlichkeit erfahren. 
Veröffentlicht   


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen. 

Liebe Gemeinde,

Taufe und Visitation. Das sind die beiden Pole heute in diesem Gottesdienst, die sich hier begegnen und berühren.  

Ein Kind wird getauft. Die Eltern tragen es in die Kirche. Die Paten stehen ihm zur Seite. Vor dem Altar und im Angesicht der Gemeinde wird ihm die Gegenwart Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zugesagt. Wir nehmen das Kind, Jona, in unseren Glauben hinein. Wir vertrauen ihn der Liebe Gottes an, aus der wir selbst leben. 

Wir haben Visitation. Das heißt Bestandsaufnahme und Besuch. Dazu hatten wir in den vergangenen Tagen Vertreter aus dem Kirchenkreis zu Gast – die stellvertretende Superintendentin Gesine Jacobskötter zu Gesprächen in der Gemeinde, mit leitendenden Ehrenamtlichen und mit dem Kirchenvorstand und auch heute Morgen, der Kirchenkreisdiakon war beim Jugendteam. Wir haben dabei über vieles gesprochen, was in den letzten Jahren in der Gemeinde wichtig gewesen ist. Wir haben aber auch die Zukunft in den Blick genommen. Wie soll es mit dieser Gemeinde weitergehen und wo wollen wir hin? Am Ende der Visitationswoche steht dann ein gemeinsamer Gottesdienst, und das aus gutem Grund. All unser Tun und Sein kommt von Gott und zielt auf ihn hin. In ihm liegt unsere Hoffnung und unsere Kraft. Das möge auch unser Täufling erfahren. „Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.“ Das wurde ihm vorhin mit seinem Taufspruch aus Psalm 121,7 gesagt. Und so treffen sich hier die beiden Pole. In Gott sind sie miteinander verwoben. Wir sind durch ihn alle miteinander verbunden.

Wir tragen Verantwortung – als Eltern, als Paten, als Mitglieder einer Gemeinde. Immer ist es auch Verantwortung gegenüber Gott. Wir wünschen das Beste für die Menschen, für die wir uns einsetzen. Und zugleich wissen wir um unsere Grenzen. Es sind die Grenzen unserer eigenen Möglichkeiten und unserer Kraft, an jedem einzelnen Tag, aber auch über die Jahre hinweg. Eltern werden loslassen müssen, Stück für Stück und immer mehr, je älter ihr Kind wird. Einmal wird es erwachsen sein und auf eigenen Füßen stehen. Der Einfluss der Eltern nimmt immer mehr ab. Dann wollen sie ein gutes Fundament gelegt haben.  

Und auch in einer Gemeinde werden wir immer nur für eine gewisse Zeit tätig sein - selbst dann, wenn sich das Engagement über Jahrzehnte erstreckt. Das gibt es und ist wunderbar. Auch davon haben wir in diesen Tagen gehört. Aber einmal, hoffentlich nicht sobald, wird es zu Ende gehen, weil menschliches Leben eben so ist. Es muss dabei ja nicht gleich um das Weltende gehen, von dem im 1. Petrusbrief die Rede ist in einem Abschnitt, der uns für den heutigen Sonntag zum Bedenken aufgegeben.  Einmal werden wir unsere Arbeit in die Hand von Jüngeren legen. Das wissen wir. Und dann hoffen wir, dass das, was wir weitergeben, zukunftsfähig ist und weiterführt. 

Was also wollen wir im Lichte Gottes, der uns umgibt, denen mit auf den Weg geben, die nach uns kommen? Es ist ja nicht weniger als die Frage, woraus wir und sie leben können angesichts der Herausforderung, die sich uns stellen, und welcher Grund uns in unserem Leben trägt. Für uns Christenmenschen ist das Gott. Aber wie wird es unter uns sichtbar und spürbar? 

Zwei Lehrerinnen sprachen mit uns in dieser Visitationswoche davon, wie wenig Kinder heute vom christlichen Glauben wissen. Sie erzählten uns, dass die Kinder kaum noch die biblischen Geschichten kennen, die doch trösten wollen und Kraft und Hoffnung geben können. Der Besuch eines Gottesdienstes oder das tägliche Gebet gehören nicht mehr selbstverständlich zu ihrem Erfahrungsschatz. Wo aber finden sie Halt in all der Unsicherheit, die es in der Welt geben kann, auch der eigenen kleinen? Immer wieder möchten wir von Gottes Güte und Barmherzigkeit zeugen, mit Wort und mit Tat und mit unserem ganzen Leben. Gott ist ein Gott, der uns hilft. Das sollen die Kinder und auch Jona, den wir heute getauft haben, erfahren. Was können wir dafür tun? 

Ich lese dazu Worte aus dem 1. Petrusbrief Kapitel 4 die Verse 7-11 und suche danach, wieweit sie uns Orientierung geben können. Es heißt dort:

„Das Ende der Welt ist nahe. Seid besonnen und nüchtern, damit nichts euch am Beten hindert.
 Vor allem lasst nicht nach in der Liebe zueinander! Denn die Liebe deckt der Sünden Menge zu.
 Seid gastfrei untereinander ohne Murren.
 Und dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.
 Wer redet, der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt; wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus. Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

Soweit diese Worte.

Seid nüchtern und besonnen. Das ist das erste. Es heißt im wörtlichen Sinn, gesunden Sinnes zu sein, also im guten Sinne vernünftig, umsichtig und bedacht. Es gibt große Herausforderungen in unserer Zeit. Aber das ist, wenn man in die Geschichte blickt, auch wieder nicht neu. In alter Zeit gab es heftige Diskriminierung und mancherlei Repressalien. Christen wurden verfolgt. Davon waren die Menschen betroffen, an die der 1. Petrusbrief sich ursprünglich gerichtet hat. Und so etwas gibt es in einigen Ländern heute noch. Aber die Leute damals und auch wir sollen uns nicht irremachen lassen, weder in Panik verfallen noch in Gleichgültigkeit. Wir sollen uns nichts einreden lassen, nicht verunsichern durch Angstmache oder hineinziehen in Hetze und auch nicht irgendwelchen Heilsversprechern hinterherlaufen. Wir sollen vielmehr bei allem einen kühlen Kopf bewahren und dabei wachsam bleiben. Dazu werden wir aufgerufen zum Gebet, zur Liebe und zum Dienst aneinander im Namen Gottes.

Wer betet, trägt seine Anliegen vor Gott. Dann tritt er heraus aus dem ständigen Kreisen um sich selbst. Wir vertrauen Gott an, was uns bewegt, unseren Dank und unsere Bitte, unsere Freude und unsere Sorge. So gewinnen wir Abstand von den Mühen des Alltags und bekommen den Kopf wieder frei.

Die Liebe lässt uns freundlich miteinander umgehen. Auch die Gastlichkeit gehört mit dazu. Türen und Herzen sind füreinander offen. Die Liebe deckt Sünden zu, wird uns gesagt. Man urteilt und verurteilt nicht gleich, vielmehr ermöglicht man immer wieder einen Neuanfang. Liebe ist geduldig (vgl. 1. Kor 13,4) und beinhaltet eine gewisse Großzügigkeit. „Ertragt einander, seid barmherzig und vergebt einander, wie Christus euch vergeben hat.“ (vgl. Kolosser 3,13; Epheser 4,32) Das wird uns in der Bibel mehrfach nahegelegt.

Was wir sind, kommt von Gott. Er hat uns gewollt mit all dem, was in uns steckt. Unsere besonderen Gaben hat er uns geschenkt. Wir können sie füreinander nutzen. Nicht jeder kann alles. Das muss auch nicht sein. Aber wir können uns gegenseitig bereichern und fördern. Was macht dich aus? Wo sind deine besonderen Fähigkeiten und Möglichkeiten? Vielleicht kannst du gut zuhören, vielleicht hast du ein gutes Händchen für den Umgang mit Kindern. Vielleicht aber sind es auch Computerkenntnisse oder technisches Geschick. Wenn wir zusammenhalten, dann können wir vieles erreichen für eine lebendige christliche Gemeinschaft.

Der Petrusbrief ruft uns dazu auf, getrost im Hier und Jetzt zu leben. Im Vertrauen auf Gott können wir uns den Aufgaben unseres Alltags stellen. Ein Kind fordert es mit seinem Dasein ein. Das wird auch bei Jona so sein. Genauso soll es in einer Gemeinde gelten. Und dabei geschehe alles, was wir tun, zum Lob Gottes. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Angelika Breymann

Gottesdienst am 15. Sonntag nach Trinitatis, 8. September 2024

Der Frieden Gottes sei mit euch allen. 
 
Gott ist da. Hier und heute. Bei ihm sollen wir geborgen sein. Voller Vertrauen dürfen wir es annehmen. Davon ist heute die Rede. „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch“, heißt es dazu im 1. Petrusbrief. 
Und auch vom Sorgen – oder davon, sich nicht zu sehr sorgen zu müssen – ist auch in der Predigt nachher die Rede. Gott will uns mit seiner Liebe umgeben. 
Lassen wir es uns schenken.
Dazu lade ich ganz herzlich ein. 

Evangelium aus Matthäus 6:

Jesus lehrte seine Jünger und sprach: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. (Mt 6,25-34)

Frieden sei mit euch von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde,

„Sorget nicht.“ Dieser Abschnitt aus dem Matthäusevangelium Kapitel 6 zählt für mich zu einer der schönsten Bibelstellen. Da werden wir ermutigt und gestärkt. Und ich stelle mir vor, wie es damals gewesen sein könnte, als Jesus diese Worte gesagt hat.

Zuvor war Jesus am See Genezareth unterwegs. Man nennt es auch das „Galiläische Meer“. Die Uferregion zählte zu Jesu Lebzeiten zu einer der am dichtesten besiedelten Gebiete des Landes. Der See war fischreich und bot genug Nahrung für die Bewohner des Umlandes. Die Landschaft sah man schon damals als idyllisch an. Einheimische bezeichneten die Region rund um den See als „Auge Gottes“. Es war dort so schön, dass selbst der Landesfürst in dieser Gegend eine prunkvolle Residenz erbauen ließ. Und schon damals gab es in der Umgebung heiße Quellen, die als Erholungsort dienten und viele Reisende anlockten.

In dieser Gegend also zieht Jesus umher. Viele Menschen waren ihm an jenem Tag gefolgt. Da geht er auf einen Berg. Wohin genau wird nicht gesagt. Vielleicht ist es eine liebliche licht bewaldete Anhöhe in der Umgebung, ein bisschen erhöht und etwas abseits vom Trubel des Alltags, ein Ort der Ruhe. Das Gras wächst üppig. Dazwischen leuchten die Blumen. In einem Busch tschilpen die Spatzen. Und nicht weit entfernt schimmert das Wasser des Sees, so stelle ich es mir vor. Hier setzt Jesus sich nieder. Seine Jünger sind um ihn herum. Sie sind in ihren Gedanken versunken. Was haben sie nicht gerade alles erlebt! Viele Kranke hatte Jesus geheilt. Aber dabei hatten sie kaum Zeit gehabt, sich um etwas zu essen zu kümmern. Jetzt ist alles nahezu aufgezehrt. Für eine nächste Mahlzeit wird es nicht reichen. Wie würden sie da satt? Einer der Zwölf sieht auf sein Gewand. An etlichen Stellen ist es nur notdürftig geflickt. Wie lange wird er es noch tragen können? Und für neue Kleidung hat er kein Geld.

Nun erhebt Jesus seine Stimme. Er spricht zu den Jüngern und auch zu dem Volk.
 „Sorget nicht um euer Leben“, sagt er. „Es wird weitergehen.“ Er deutet auf die Vögel in ihrer Nähe. „Schaut sie euch an, diese Vögel unter dem Himmel, wie sorglos sie leben. Sie planen nicht für den nächsten Tag. Sie säen nicht wie ein Bauer und fahren auch keine Ernte in Scheunen. Und doch finden sie jeden Tag ihr Futter.
 Betrachtet auch die Blumen auf dem Feld. Sie sind wunderschön. Kein König könnte prächtiger gekleidet sein als sie. Die Schönheit der Blumen dauert nur eine kurze Zeit. Bald sind sie verblüht. Und doch hat Gott sie so herrlich ausgestattet. Sollte er das nicht viel mehr für euch tun?“

Die Jünger schweigen beschämt. Sie schauen sich um. Ja, die Erde ist wunderschön. Auf einmal haben sie wieder einen Blick dafür. Die Spatzen hüpfen keck hin und her. Oben am Himmel dreht ein Raubvogel seine Runden. Insekten schwirren herum. Sie sehen das satte Grün der Blätter. Und jetzt – erst jetzt – sehen sie auch die Früchte an den Bäumen. Die ersten sind schon reif. Sie denken daran, wie unbekümmert sie als Kinder gewesen sind. Da haben sie über die bunten Flügel der Schmetterlinge gestaunt. Steine haben sie gesammelt und sich gefreut an ihren unterschiedlichen Formen und Farben – und sie dann begeistert ins Wasser geflippt. Der See ist nicht weit. Auch er bietet reichlich Nahrung. Wieso hatten sie nicht daran denken können?

„Sorget nicht um euer Leben.“ Damit meint Jesus keine Gleichgültigkeit. Er will nicht, dass die Menschen sich gedankenlos treiben lassen und einfach so in den Tag hineinleben. Jesus redet ja durchaus von der verantwortungsvollen Tätigkeit eines Weingärtners oder eines Sämanns, eines Hirten oder eines Kaufmanns. Die tägliche Arbeit gehört zum Menschen. Wir sollen uns kümmern, mitanpacken, helfen, da sein. Aber das heißt nicht, dass das Denken ganz von Sorgen gefangen gehalten ist oder ständig nur um Äußerlichkeiten kreist.

Es ist doch egal, welches Handy wir haben und ob das Display schon etwas angekratzt ist oder nicht. Und es ist nicht entscheidend, ob wir Markenklamotten tragen oder Secondhand. Zweitrangig, welche Noten wir in der Schule haben oder welche Leistungen wir vorzuweisen haben. Und es kommt doch nicht darauf an, ob wir ein paar Gramm mehr wiegen oder einen Pickel auf der Nase haben. Viel wichtiger ist, ob wir ein Herz für andere Menschen haben und uns an Gott halten.
 Und wir müssen uns auch nicht – das ist die andere Seite - von Anforderungen und Problemen niederdrücken lassen und uns ständig fragen, was denn so alles kommen könnte – morgen oder übermorgen oder irgendwann. Sorgen können ein Eigenleben entwickeln, uns ganz einnehmen und uns den Schlaf rauben. Aber dann haben wir nicht mehr den Blick frei für das, was heute nötig ist.

„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Ich verstehe es so, dass wir uns von Gott leiten lassen sollen, nach seinem Willen fragen und uns darum bemühen, so zu leben, wie es Jesus uns gezeigt hat. Dann werden wir erkennen, was wirklich wichtig ist. Das hier und jetzt braucht unsere Aufmerksamkeit. Dazu macht Jesus uns Mut. „Sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“ Wir dürfen dabei durchaus auch genießen und feiern. Das gehört mit dazu.

Das Leben getrost im Vertrauen auf Gott zu leben und zugleich im eigenen Umfeld sich um Gerechtigkeit zu bemühen, das sind für mich zwei Seiten derselben Medaille. Wenn ich in Gott den sehe, der es gut mit allen Menschen meint, dann schließt es meine ganze Umgebung mit ein. Es gibt keine Ausnahme dabei. Es geht nicht nur um mich. Alle sollen es spüren. Und so folgt daraus, sich genau dafür einzusetzen, also füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen, denen zu helfen, die es gerade brauchen, und die eigene Stimme für Fairness zu erheben. 

Gott meint es gut. Und ich gehöre dazu. Gott gibt, was wir zum Leben brauchen. Das will ich bewahren. Gott lässt mich nicht fallen. Seine Güte wird mich umgeben – im Leben und auch über mein Leben hinaus. „Sorget nicht um euer Leben.“ Das schenkt mir Gelassenheit und weitet meinen Blick. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Angelika Breymann

Online-Vorstellungsgottesdienst am 3. Sonntag nach Ostern Jubilate, 25.04.2021

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