Konfirmationsgottesdienst am 21. April 2024

Tue, 23 Apr 2024 11:54:15 +0000 von Angelika Breymann

Gottes Frieden sei um euch und in euch. Amen. 

Heute ist Konfirmation – ein großer Tag.
Anlass zu Freude und Dank. 
„Jubelt Gott zu, Menschen aller Länder!“, heißt es zu Beginn von Psalm 66, „singt von der Herrlichkeit seines Namens! Stimmt an den Lobgesang auf seine Herrlichkeit!“ Der heutige 3. Sonntag nach Ostern „Jubilate“, das heißt: „Jubelt“, hat daher seinen Namen. Jubilate – jubelt. Das wollen wir heute so tun bei all dem, was das Leben so bringt mit Licht und mit Schatten. 
Wir freuen uns mit euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass ihr eingesegnet werden wollt,
euch auf Gott verlassen und den Weg mit ihm weitergehen wollt.
Wir danken Gott für alle Begleitung.
Wir vertrauen darauf, dass er mit euch und uns unterwegs ist. 
Herzlich willkommen allen hier zum Gottesdienst in unserer Auferstehungskirche in Wissingen. 
Liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde,

wer ein Ziel hat, der oder die arbeitet darauf hin. Der setzt seine Energie dafür ein und nimmt manches auf sich. Man möchte ja erreichen, was man sich vorgenommen hat. Ein Traum soll Wirklichkeit werden. Für Jana Stepanenko was das der Boston-Marathon, der am vergangenen Montag war. Die 12jährige Ukrainerin hat seit Monaten dafür trainiert. Selbstverständlich ist das nicht. Denn das Mädchen hat vor zwei Jahren bei einem Raketenangriff auf ihre Heimatstadt Kramatorks beide Beine verloren. Heute trägt sie Prothesen und kann wieder gehen. Mit speziellen Sportprothesen fing sie an zu laufen. Erst waren es 50 Meter, dann 100 oder auch 200. Denn es war schwer, das Gleichgewicht auf diesen Hilfsmitteln zu halten. Aber sie wollte unbedingt dabei sein. Fünf Kilometer hat sie bei einem Sponsorenlauf im Rahmen des Boston-Marathons zurückgelegt und dabei Spenden gesammelt, damit ein für einen ukrainischen Soldaten, der wie sie eine Prothese braucht. Und auch bei dem bekannten Sportlauf selbst ist sie dann fünf Kilometer gelaufen und hat damit ein Zeichen gesetzt für Durchhaltewillen und die Stärke des Lebens.  

Auch John McGurk läuft, obwohl das gar nicht seine Lieblingsbeschäftigung ist. Das schreibt er selbst. Und doch war er schon bei manchem Marathon dabei. Ihn treibt ein Ziel: Er will Kindern in Not helfen und ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Er selbst hat als Kind viel Schlimmes erlebt. Andere sollen es besser haben. Dafür setzt er sich ein. Und so hat er in den letzten Jahrzehnten unzählige Kilometer zurückgelegt. Viele Spenden haben er und seine Mitstreiter damit gesammelt. Mit bislang mehr als 1,5 Millionen Euro haben sie Kinderhilfsprojekte in der ganzen Welt unterstützt. Für ihn verbinden sich dabei Lebensaufgabe und der Glaube an Gott. Gott ist sein Halt. Er glaubt aber auch, dass er die Gaben, die Gott ihm gegeben hat, zum Guten nutzen soll. 

„Ihr wisst doch:“, schreibt Paulus in seinem 1. Korintherbrief Kapitel 9, „Im Stadion laufen alle Läufer schnell, aber nur einer gewinnt den Preis.
 Lauft wie der, der ihn gewinnt!
 Alle Wettkämpfer üben im täglichen Leben Verzicht.
 Sie tun es, um einen vergänglichen Siegeskranz zu gewinnen.
 aber wir tun es für einen unvergänglichen Siegeskranz.“

Paulus vergleicht das Leben eines Christen mit einem Wettkampf. Vielleicht leuchtet euch, liebe Konfirmandinnen und liebe Konfirmanden, dieser Vergleich unmittelbar ein. Heute ist Konfirmation. Und ihr habt dafür einiges auf euch genommen. Es gab Konfi-Stunden hier in Wissingen, das Konfi-Camp in Wittenberg und diversen Konfi-Blocks in der Region. Ihr habt beim Gemeindefest geholfen, ward bei der Müllsammelaktion der Kommune dabei, ihr habt den Jugendtreff besucht oder an Gottesdiensten teilgenommen. Ihr habt den Vorstellungsgottesdienst vor einigen Wochen mit vorbereitet und mit gestaltet. Vaterunser, Glaubensbekenntnis und 10 Gebote sind euch vertraut. Ihr habt schon einiges eingesetzt an Zeit und Energie. Und nun ist es geschafft. Ihr habt ein wichtiges Ziel erreicht. Das feiert ihr heute. Und wir feiern es mit euch. 

Heut, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, ist eure Konfirmation. Aber das Endziel ist sie nicht. Sie ist eher eine Etappe. Ja, es ist eigentlich erst ein Anfang. Denn ab heute seid ihr erwachsen im kirchlichen Sinn. Nun kommt es auf euch selbst an, in welche Richtung ihr geht. Es liegt an euch, euch dafür einzusetzen, dass etwas von Gottes Liebe in dieser Welt sichtbar wird. Wie das sein wird, das kann unterschiedlich sein. Aber ich bin gewiss: Die Tür hier in unserer Kirchengemeinde und auch die der Jugendteamer steht dafür offen.

Gott ist für euch und für uns alle da. Das glaube ich gewiss. Er hält zu uns. Er zeigt uns einen Weg. Wir dürfen zu ihm kommen. Immer wird er an unserer Seite sein. Aber unser Wunscherfüller ist er nicht. Das wäre eine verkehrte Welt. Wir können uns auf Gott verlassen. Auf jeden Fall. Gott hilft. Er stärkt. Aber er ist nicht unser Diener. Im Gegenteil. Alles kommt letztlich von Gott. Er hat uns auch unsere Fähigkeiten geschenkt. Aber was wir daraus machen, liegt an uns. Wir werden weiterkommen in unserm Leben, wenn wir Gott vertrauen. Davon ist Paulus überzeugt. Er macht uns dazu Mut. Aber er mahnt auch. Wir sollen nicht nachlassen in Glaubensdingen. Zugleich verheißt er uns unvergänglichen Lohn.   

Paulus sagt uns nicht, dass das alles immer einfach ist. Beim Wettkampf ist es ja auch nicht so. Es fällt uns nicht alles einfach so zu. Es braucht unseren Einsatz, unsere Energie, unseren Willen und unsere Leidenschaft, unser Bemühen und unsere Zeit. Und so ist das bei unserem Glauben sein.
 Dabei geht es allerdings nicht darum, sich vor den anderen hervorzutun, dass jemand (die) der oder die (der) Erste oder Beste, Herausragendste, Ausgezeichnetste sein will. Darauf hebt Paulus‘ Vergleich nicht ab. Er zielt vielmehr auf das Verhalten des Sportlers. Wer etwas wirklich will, der setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein. Und so ist das auch bei der Sache mit Gott. Wem an der Beziehung mit ihm liegt, der muss sich immer und immer wieder darum bemühen. Wenn etwas von Gottes Reich unter uns sichtbar werden soll, dann müssen wir alles dafür tun. Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit, ja Liebe wird der Maßstab sein. Gottes Wort will uns dazu Orientierung geben. In den Seligpreisungen, diewir eben in der Lesung gehört haben, hat Jesus konkretes Handeln genannt. Frieden stiften gehört dazu. Wir wissen, wie nötig das ist. 

Wenn wir uns Menschenfreundlichkeit und Toleranz in dieser Welt wünschen, dann müssen wir uns dafür einsetzen. Und wer einen wertschätzenden, respektvollen Umgang will, der muss ihn pflegen und sich entsprechend verhalten, ja auch eintreten gegen dummes Gerede, dass andere niedermacht. Das alles kommt nicht von allein. Wir haben schon selbst Verantwortung dafür. Man muss dranbleiben. Es braucht Durchhaltevermögen und einen langen Atem. Und es kann dabei auch Zeiten geben, in denen man nicht recht weiterzukommen scheint, wo es so aussehen mag, als würde man zurückgeworfen oder sogar verlassen sein, wo man einiges nicht versteht und man ins Zweifeln gerät. Oder ein anderer macht sich lustig über uns. 

Aber alle Mühe lohnt. Das verspricht uns Gott. Er verheißt nicht äußerliche Dinge, die vergehen können, nicht Geld und Gut, auch nicht Ehre und Ruhm. Paulus spricht von einem unvergänglichen Siegeskranz, der nicht verwelken oder verrotten kann. Gott will uns Anteil geben an seinem Reich, in dem seine Liebe herrscht und tiefer unendlicher Frieden spürbar wird. Er hält nicht alle Schwierigkeiten von uns fern. Aber er will uns zu einem erfüllten Leben führen. 

Wir sind dabei gemeinsam unterwegs. Gegenseitig können wir uns unterstützen und ermutigen. Und Gott will uns begleiten. Das hat er versprochen. Nie sind wir allein. Jesus Christus steht uns zur Seite. Auch das wird euch heute Morgen gesagt. Das Kreuz, das ihr nachher erhaltet, sei (ist) ein Zeichen dafür.
Amen.

Angelika Breymann
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